Matthias LehmannDer Dreißigjährige Krieg im Musiktheater während der NS-Zeit


Lehmann, Matthias

Der Dreißigjährige Krieg im Musiktheater während der NS-Zeit


Bestellnummer: GN282957
VerlagsartikelNr..: 9783932696558
Verlag: Von Bockel Verlag

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Inhalt:
Musik im "Dritten Reich" und im Exil Band 11
Untersuchungen zu politischen Aspekten der Musik am Beispiel von Karl Amadeus
Hartmanns 'Des Simplicius Simplicissimus Jugend', Ludwig Mauricks 'Simplicius
Simplicissimus', Richard Mohaupts 'Die Gaunerstreiche der Courasche',
Eberhard Wolfgang Möllers und Hans Joachim Sobanskis 'Das Frankenburger
Würfelspiel' und Joseph Gregors und Richard Strauss 'Friedenstag'

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) ist als geschichtliches Ereignis für das
politische Selbstverständnis des NS-Staates von weitaus größerer Bedeutung,
als heute gemeinhin bekannt. In der ersten Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde
von den Nazis sogar mit Münster einer der Orte des Westfälischen Friedens als
Ort für die Friedensverhandlungen nach dem erhofften Sieg über Frankreich
avisiert und nicht etwa Versailles. Der von den Nazis geführte Krieg wurde
nicht zuletzt als Wiedergutmachung für den Dreißigjährigen Krieg verstanden
und als Liquidation des Westfälischen Friedens, wie es in mehreren
Tagebucheinträgen von Joseph Goebbels vermerkt ist.
Die Bedeutung des Dreißigjährigen Krieges für die NS-Ideologie spiegelt sich
auch in der künstlerischen Motivwahl wieder. In keiner Zeit gab es so viele
Adaptionen von Stoffen aus dem Dreißigjährigen Krieg für das Musiktheater -
und auch anderer künstlerischer Gattungen - wie zur NS-Zeit. Fünf in
Deutschland zwischen 1933 und 1938 komponierte Musiktheaterwerke stehen im
Zentrum des vorliegenden Buches, anhand derer der Hamburger
Musikwissenschaftler Mathias Lehmann dieses Phänomen analysiert.
Diese Musiktheaterwerke brachten durchaus unterschiedliche politische
Positionen zum Ausdruck: Eberhard Wolfgang Möllers Thingspiel Das
Frankenburger Würfelspiel sowie Ludwig Mauricks Oper Simplicius
Simplicissimus stehen eindeutig innerhalb der NS-Ideologie, wogegen Karl
Amadeus Hartmanns Oper Des Simplicius Simplicissimus Jugend als dezidiert
antifaschistisches Werk zu verstehen ist. Richard Mohaupts Ballett Die
Gaunerstreiche der Courasche und Richard Strauss Oper Friedenstag sind in
ihrer politischen Ausrichtung ambivalenter und machen in unterschiedlichem
Umfang Konzessionen an das NS-Regime und seine Ideologie.
In einem ersten historisch-beschreibenden Teil hat der Autor die
ideologischen Rahmenbedingungen beschrieben, zu denen sich die jeweiligen
Musiktheaterwerke positionieren. Im zweiten analytisch-interpretatorischen
Teil wurden die fünf im Zentrum der Arbeit stehenden Werke in Bezug auf ihren
politischen Gehalt und die durch sie tradierten Gesellschaftsbilder hin
vergleichend analysiert. Dabei ist es dem Autor gelungen, nicht nur die
politischen Aussagen der jeweiligen Werke und ihre Positionierung zur
NS-Ideologie analytisch zu bestimmen, sondern auch übergeordnete Schemata und
Methoden zur Politisierung eines musikalischen Textes, sei es im Sinne der
NS-Ideologie, oder sei es gegen diese gerichtet, erkennbar zu machen.
Gleichzeitig stellt die Arbeit einen ersten Schritt in Richtung einer
angemessenen Beschreibung und Interpretation der bis heute stark
unterschätzten Bedeutung des Dreißigjährigen Krieges für die NS-Zeit und die
Ideologie und Propaganda der NS-Führung dar.

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