Gabriele KnappDas Frauenorchester in Auschwitz

Musikalische Zwangsarbeit und ihre Bewältigung

Knapp, Gabriele

Das Frauenorchester in Auschwitz

Musikalische Zwangsarbeit und ihre Bewältigung

Bestellnummer: GN400250
VerlagsartikelNr..: 9783928770712
Verlag: Von Bockel Verlag

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Inhalt:
Musik im 'Dritten Reich' und im Exil Band 6
Meister, Hans-Werner, ed
Petersen, Peter, ed
Musik wirkt in einem durch Personen geprägten, gesellschaftlich bedingten und
situativ umgrenzten Handlungsraum. Trifft dies auch auf Extrembedingungen zu,
wie sie in deutschen Konzentrationslagern herrschten? Welche Bedeutung hatte
hier Musik? Bislang wurden vorwiegend die überlebenswichtigen Aspekte
musikalischer Aktivitäten für die KZ-Häftlinge erforscht, das heimliche oder
freiwillige Musizieren. Weniger aufgearbeitet wurde das Musizieren auf Befehl
der SS und seine Bedeutung im KZ.
Gabriele Knapp beschreibt am Beispiel des Frauenorchesters in Auschwitz, was
musikalische Zwangsarbeit war, und wie die SS von ihr profitierte. Durch
detaillierte Analysen musikalischer Einsatzsituationen, beispielsweise dem
Einsatz von Marschmusik am Lagertor, zeigt sie eindrücklich auf, wie Musik
und die Musizierenden in den Vernichtungsapparat der SS verwoben wurden.
Das Orchester war integraler Bestandteil des Alltags der SS und zwangsläufig
der Gefangenen. Die Autorin betont, daß befohlene Musik für die Mehrzahl von
ihnen ein zusätzliches Element alltäglicher Qual, Demütigung und Täuschung
war. Sie entmythologisiert die häufig in der Literatur betonte positive Kraft
von Musik auf die KZ-Häftlinge.
Die Autorin stellt musikalische Lebensläufe anhand biographischer Kategorien
dar. Auf der Basis der spezifischen Psychologie von KZ-Überlebenden zeigt sie
durch behutsame Interpretationen auf, wie alle Frauen durch die Zeit der
NS-Verfolgung und die KZ-Gefangenschaft massive Einschnitte in ihre
Musikbiografie erlitten. Um weiterleben zu können, mußte jede Frau
individuelle Bewältigungsstrategien finden.
Ein zentrales Ergebnis der Arbeit ist, daß die Musikerinnen auf grausame
Weise Opfer waren. Die Autorin kritisiert daher die Darstellung ihrer Lebens-
und Arbeitsbedingungen im Buch der Fania Fénelon, Das Mädchenorchester in
Auschwitz (1981), in dem die Geschehnisse im Orchester verharmlost und
beschönigt beschrieben sind. Sie zieht den Schluß, daß es keine verbindliche
Wahrheit gibt, sondern daß es darum geht, die subjektiven Sichtweisen aller
Frauen als kontrastierende Wahrheitsebenen gegenüberzustellen und zu
respektieren, daß die Frauen des Orchesters durch die Verdrängung großer
Teile der traumatischen Vergangenheit überhaupt weiterleben konnten.

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